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Ein Team von neurologischen Fachkräften bespricht ein Problem am Computerbildschirm, auf dem ein MRT-Scan angezeigt wird

Innovative MS-Forschung im Fokus: 

15. Oppenheim-Förderpreis 2024 geht nach Ulm und Gießen

Die Gewinner*innen der Ausschreibung des Oppenheim Förderpreises 2024 stehen fest: 
Bereits zum 15. Mal unterstützt die Novartis Pharma GmbH innovative Forschungsansätze junger Wissenschaftler*innen im Feld der MS sowie benachbarter Disziplinen. Das weit gefasste Thema „Multiple Sklerose – forschen und verstehen“ motivierte erneut zahlreiche junge Forschende, kreative Förderanträge einzureichen. Die unabhängige wissenschaftliche Jury – bestehend aus Prof. Sven G. Meuth, Düsseldorf, Prof. Stefanie Kürten, Bonn, und Prof. Frauke Zipp, Mainz – bestimmte aus 20 Einsendungen die beiden diesjährigen Gewinnerprojekte, die jeweils eine Förderung von 50.000 Euro erhalten.

Die Gewinnerprojekte 2024: medizinische und gesellschaftliche Relevanz und wissenschaftliche Pionierarbeit in der Neuroprotektion

Aktuelle therapeutische Strategien bei MS zielen darauf ab, das Immunsystem zu unterdrücken, um die Myelinscheiden zu schützen und den Untergang der Axone zu verhindern. Derzeit sind keine neuroprotektiven Medikamente verfügbar, welche direkt auf die Degeneration fokussieren. Wie dies gelingen kann, untersucht Dr. Sofia Meyer zu Reckendorf, Ulm. Das Wissen um die Regenerationsfähigkeit von Axonen im peripheren Nervensystem (PNS) könnte therapeutische Optionen für die Regeneration der Axone im zentralen Nervensystem (ZNS) aufzeigen. Eine zentrale Rolle scheint dabei das axonale Protein CASPR (Contactin-assoziiertes Protein) zu spielen. In Untersuchungen führte eine Verletzung im PNS dazu, dass die beschädigten Axone CASPR hochregulierten. Dadurch wurden sie zur Eliminierung markiert, sodass gesunde Axone nachwachsen konnten. Auch bei MS-Läsionen wurde eine solche Überexpression von CASPR in Axonen beobachtet. Dies kann möglicherweise einen fehlerhaften Eliminationsprozess von Axonen einleiten, da diese im ZNS nicht mehr regenerieren können. Die erwarteten Erkenntnisse könnten neue therapeutische Strategien zur Neuroprotektion eröffnen, insbesondere bei Patient*innen mit progressiven MS-Formen.

Größere Registerstudien zeigen, dass Menschen mit MS ein relevant erhöhtes Risiko für vaskuläre Erkrankungen und Ereignisse haben.1 Zudem konnte in Vorarbeiten des Antragsstellers gezeigt werden, dass diese Komorbiditäten einen Einfluss auf Aktivität und Progression der MS, insbesondere bei älteren Patient*innen, ausüben.2 Der genaue Zusammenhang und vor allem die Beeinflussbarkeit beider Phänomene (Auftreten vaskulärer Komorbidität und MS-Progression) ist weiterhin unklar. Während zuletzt die MS-STAT2-Studie3 zeigte, dass die Therapie mit Statinen als Modulatoren vaskulärer Inflammation und Plaquebildung die MS-Progression nicht nachhaltig beeinflusst, bleibt im Umkehrschluss unklar, ob die vaskuläre Komorbidität durch eine immunmodulatorische Therapie der MS reduziert werden kann. Diesen möglichen Zusammenhang untersucht Dr. Steffen Pfeuffer, Gießen. In seinem Projekt widmet er sich der Frage, ob eine immunmodulatorische Therapie (disease-modifying therapy; DMT) bei MS zu einer Verringerung der (vaskulären) Morbidität und Mortalität führen kann. Vor allem soll der Zusammenhang zwischen dem Auftreten dieser Ereignisse und einer durchgeführten DMT evaluiert werden. Hierzu wird eine prospektive Registerstudie aufgebaut, in welcher Patient*innen unter verschiedenen DMT im Hinblick auf die Entwicklung solcher vaskulären Erkrankungen nachverfolgt werden.

 

Referenzen

  1. Palladino R, Marrie RA, Majeed A, Chataway J. Evaluating the Risk of Macrovascular Events and Mortality Among People With Multiple Sclerosis in England. JAMA Neuro/. Jul 1 2020;77(7):820-828. doi: 10.1001/jamaneurol.2020.0664.
  2. Pfeuffer S, Wolff S, Aslan D, et al. Association of Clinical Relapses With Disease Outcomes in Multiple Sclerosis Patients Older Than 50 Years. Neurology. Jul 23 2024;103(2):e209574. doi:10.1212/wnl.0000000000209574.
  3. NCT03387670; presented at ECTRIMS 2024: (O134) Evaluating the effectiveness of simvastatin in slowing the progression of disability in secondary progressive multiple sclerosis (MS-STAT2 trial): a multicentre, randomised, placebo-controlled, double-blind phase 3 clinical trial.
     

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